Der Frachtsegler

Die Geschichte des Frachtseglers (1906-1939)

Das erste Dokument, welches unsere Aak erwähnt, ist heute im Katasteramt in Groningen (Holland) zu finden. Der Antrag zur Registrierung eines Schiffes ist im Teil 3, unter der Nummer 572 eingetragen. Folgendes ist da zu lesen:

„Jan Jacobs de Jong, von Beruf Schiffer, wohnhaft in Noordwolde erklärt der einzige Eigner des eisernen Aakschiffes, genannt „de twee Gezusters“, zu sein. Das Schiff hat eine Grösse von ca. 50 Tonnen, ist mit einem Deck und einem Mast ausgerüstet, ist erbaut in Echtenerbrug und liegt auch dort.“
Unterzeichnet: J.J. de Jong, am 20. Januar 1906 in Echtenerbrug.

Doppelseite aus dem Register vom 25.Jan.1906.

Am 25. Januar 1906 wird die neue Aak von Jan Jakobs de Jong mit dem Namen „de twee Gezusters“ im „Allgemeinen Register“ Teil 4 unter der Nummer 47 erstmals registriert. Die Schiffskennung lautet „572 Sneek 1906“ (bestehend aus der Nummer „572“ des Katastereintrags, „Sneek“ als Bezirk und „1906“ als Baujahr) und sie wird in den Schiffsrumpf eingraviert.

Frachtaak um 1900.

Gebaut wurde unsere kleine Ijsselaak also als einmastiger Frachtsegler mit einer Länge von 21 bis 22 Metern. Sie war eine Aak mit einem Deck, das zum Be- und Entladen abgedeckt werden konnte. Kabine war keine vorhanden, gesteuert wurde im Freien an der Pinne, und das Ladevermögen betrug ca. 50 Tonnen. Das heisst, das Schiff dürfte etwa 60 Tonnen verdrängt haben. Als Baujahr wird das Registraturjahr 1906 angegeben. Weil die Registratur bereits im Januar 1906 erfolgte, ist anzunehmen, dass mit dem Bau des Schiffes bereits Ende 1905 begonnen wurde. Bauwerft war J.J. Bos in Echtenerbrug.

Die J.J.Bos-Werft um 1900.

Der Werftbesitzer Jan J. Bos lebte von 1830 bis 1910 und war ein bekannter Fachmann für den Bau von hölzernen Aaken und Frachtkähnen. In den besten Zeiten beschäftigte die Werft bis zu vierzig Mitarbeiter. Als eine der ersten Werften baute J.J. Bos ab 1893 Schiffe aus Eisen. Es entstanden eiserne Skütsjes, Aaken, Rijnaaken und sogar ein Langboot für die königliche Marine.

Erster Meetingsmerk von 1906, im Rumpf eingraviert.

Im Sommer 1906 wird die „de twee Gezusters“ erstmals vermessen und registriert. Dieser erste Meetbrief (Messbrief) wird am 17. September 1906 unter dem Metingsmerk L993N in Leeuwarden eingetragen. Am Schiff ist dieser eingravierte Metingsmerk noch heute beidseitig am Rumpf zu sehen.

Am 21. Juni 1920 wird Jan Jakobs de Jongs Besitzeintrag im „Allgemeinen Register“ annulliert. J.J. de Jong bleibt aber weiterhin Besitzer der „de twee Gezusters“. Erst 1939 wird J.J. de Jong ins neue holländische Schiffsregister eingetragen (in beiden Registern ist jeweils ein Querverweis vermerkt).

Tauchtiefengraduierung von 1906 oder 1927.

Unter der identischen Metingsmerk-Nummer L993N wie 1906 wird am 10. August 1927 in Meppel ein weiterer Meetbrief erstellt. Auch dieser Metingsmerk ist beidseitig an der Aussenhaut zu sehen. Bei dieser Gelegenheit, oder aber schon 1906, wurde eine Graduierung für die Tauchtiefe (in Schritten von zwei Zentimetern) im Rumpf eingraviert.

Am 11. April 1939 wird erneut ein Meetbrief erstellt, ausgestellt in Groningen. Die Metingsmerk-Nummer G5159N wird erstmals nicht mehr auf der Aussenhaut des Rumpfes, sondern auf Steuerbord im achterlichen Schanzkleid eingraviert.

Wichtig für alle in Holland registrierten Schiffe ist der königliche Beschluss vom 28. Dezember 1925, publiziert im holländischen Staatsblatt. Danach erhält jedes Schiff eine standardisierte Schiffskennung und ist dadurch unverwechselbar gekennzeichnet. Ein Frachtschiff ist künftig wie ein Grundstück, beim Katasteramt einzutragen. Es kann auf das Schiff eine Hypothek aufgenommen werden.

Das neue Schiffskennungsdokument für die „de twee Gezusters“ wird allerdings erst im Dezember 1939 ausgestellt und die neue Schiffskennung anstelle der alten in den Schiffsrumpf eingearbeitet.

Die heute noch gültige Schiffskennung „116 B SNEEK 1939“.

Diese neue Schiffskennung, heute würde man von einer Schalennummer sprechen, wird in Sneek im holländischen Friesland unter der Nummer „116 B SNEEK 1939“ registriert. „116“ ist die Registraturnummer, „B“ steht für Binnenschiff, „SNEEK“ ist der Registraturort und „1939“ das Jahr der Registrierung. Da die Nummer nach dem Schiffsumbau von 1980 in Warga nicht mehr zu lesen ist, wird sie mit Meetbriefvermerk vom 20. Juli 1988 am Heck des Schiffes, auf Steuerbord, in den Süllrand der Fussreeling neu eingraviert.