Am Pfingstmorgen heisst’s in Merzig «Leinen los». Matthias steuert aus der
Hafenkranbahn durch die enge Ausfahrt auf die Saar. Es ist regnerisch an diesem
Morgen, trotzdem sind wir gleich sehr angetan von der reizvollen Saarlandschaft. Mit
schwacher Strömung fliesst die Saar ruhig talwärts, rechts und links zieht sich auf der
ganzen Fahrt bis Cochem Weinberg an Weinberg. Malerische Weindörfer und
Kleinstädte mit viel Fachwerkbau reihen sich an die Flussschleifen, abgelöst von grünen
Laubwäldern und unzähligen Nussbäumen dem Ufer entlang. Das ortstypische
Schiefergebirge ist offensichtlich der ideale Boden für den hier wachsenden Riesling!
Scheint auch für die Baumnüsse gut zu sein. Burgruinen und ehemalige Schlösser und
Klöster thronen in luftigen Höhen und versprechen grossartige Ausblicke auf das Tal. In
Saarburg legen wir beim «Fährhaus» an, leider haben wir keine Chance auf einen Tisch
im Restaurant, dafür ist die Übernachtungsgebühr dann auch nicht hoch. Wir finden ein
anderes kleines Lokal, in dem wir einen guten Znacht bekommen. Einen kurzen Aufstieg
zur Burg mit dem alten Römerturm nehmen wir am Montagmorgen auf uns, von hier aus
gibt es eine wunderbare Aussicht auf die Saarschlaufen und das hügelige Hinterland.
Die riesigen Hotelschiffe, die flussauf- und abwärts unterwegs sind, lassen den LEO
unten am Anleger richtig klein aussehen
.
Unser nächstes Ziel ist der Jachthafen von Trier-Monaise, aber zuerst verlassen wir die
Saar, d.h. auf ihren Wassern fahren wir in die Gewässer der Mosel. Auf dem nun
breiteren Fluss tummeln sich plötzlich etliche wendige Segler, die den böigen Wind
elegant für ihre Wenden und Halsen nutzen. Laut Auskunft des Hafenmeisters von Trier-
Monaise sollen wir am Aussensteg festmachen. Da ein Gewitter aufzuziehen droht, gibt
es kurzfristig eine Umplatzierung. Bei auffrischendem Wind fahren wir unter Winken und
Rufen aus dem Hafen an den ersten Kopfsteg, wo der junge und sehr nette
Hafenmeister uns hilft, festzu-machen.
Der nächste Tag ist für einen Besuch in der ältesten Stadt Deutschlands, Trier,
reserviert. Der Dom im romanischen Stil, die Liebfrauenkirche, die Porta Nigra, die
Basilika, die Kaiserthermen und das Amphitheater gehören als Weltkulturerbe zu den
schönsten Denkmälern der Stadt. Beeindruckend, was das alte Trier zu bieten hat, man
könnte problemlos mehrere Tage zum Entdecken ausfüllen.
Nach einer regnerischen Fahrt auf den vielen Schleifen der Mosel legen wir bei der
Anlegestelle «Moselherz» bei Pölich an. Hier tut der junge Hafenmeister Johannes
Dienst, humorvoll und mit lustigen Sprüchen («also, nochmals von vorn!» «Und egal,
wie viele Leute ihr seid oder ob ihr noch einen Papagei dabeihabt!»). Der Hafen liegt
hübsch, die ganze Anlage aber eher etwas in die Jahre gekommen um nicht zu sagen
vernachlässigt. Die eingewanderten Nilgänse verschmutzen Gehwege und Mobiliar, sie
scheinen in der ganzen Region eine Plage zu sein. Tags darauf erkunden wir die
Umgebung, steigen in die Höhe und bewundern die Aussicht ins Moseltal und hinunter
nach Mehring. Ausserhalb der steilen Rebberge scheint die Natur intakt zu sein, leider
sieht man, dass in den Reben ziemlich viel Pflanzenschutzmittel gespritzt wird.
Der Hafen in Neumagen-Dhron ist komfortabel (fünf Sterne) aber auch der teuerste, wir
liegen gut am Aussensteg. Das Ziel für Freitag ist Bernkastel-Kues. Dort würde es uns
im Jachthafen eigentlich gefallen aber man schickt uns wieder raus, wir müssen ein
Stück retour fahren und können beim Helling-Anleger bei Andel festmachen. Der ist
hübsch im Grünen, sogar mit Stromanschluss, dafür sonst nichts, nur der vielbefahrene
Radweg führt grad da vorbei. Wir bleiben hier bis Montag, das passt eigentlich ganz gut,
denn es ist relativ ruhig, ab und zu gibt es Schwell, mal mehr, mal weniger, wenn ein
grosser Lastkahn oder eines der unzähligen Hotelschiffe vorbeituckert. Immer wieder
zücken Ruderer oder Motorböötler ihre Handys und lichten LEO ab. Froschgesänge
erfreuen uns und die Burg Landshut präsentiert sich wundervoll im Abendlicht.
Die Stadt Bernkastel-Kues besuchen wir bei herrlichstem Sommerwetter. Die Touristen
stehen sich beim Fotografieren in der malerischen Altstadt auf die Füsse, aber
verständlich, es gibt etliche ganz schöne Häuser und Gässchen zu bewundern.
Am Dienstag führt uns die nächste Etappe bis Traben-Trarbach. Die nette
Hafenmeisterin hat uns den Steg Nr. 1 reserviert, wir sind mitten im Froschkonzert
gelandet im hübschen ruhigen Hafen. Zum Übernachten am folgenden Tag sind wir in
Merl angemeldet. Die kleine Hafenkneipe «Zur Ponte» ist ein altes Schiff, nur minim
jünger als LEO, gemütlich und sehr sympathisch, wir machen gleich daneben fest und
bekommen den ganzen abendlichen Kneipengang aus nächster Nähe mit, inkl. einer
Frauengruppe, die auf dem antiken Boot «Pörtchen» einen Jungesellinnenabschied mit
viel Gesang und Gelächter feiert.
Nochmals geniessen wir die schöne Flusslandschaft, wir passieren den angeblich
steilsten Rebberg bei Eller, es gibt verschiedene Fähren für Radfahrer und Fussgänger,
die die Mosel traversieren. Bei Bullay fahren wir unter der kombinierten
Eisenbahn-/Autobrücke hindurch.
Für den Mittagshalt fahren wir in den Hafen von Senheim und siehe da, es gibt Platz am
Besuchersteg. Nach der Weiterfahrt kommt schon bald Cochem in Sicht, schon von
weitem sieht man die Reichsburg aus dem 11. Jahrhundert, sie thront oben auf dem
Hügel über der Stadt. Auch hier sind wir vorangemeldet im Hafen, leider sind die
Bedingungen für uns nicht gerade ideal, wir müssen an der Aussenmole anlegen, da
LEO für den Hafen zu gross ist. Stromanschluss klappt grad noch, aber Wasser gibt es
nicht, auch sonst keine Infrastruktur. Nette hilfsbereite Nachbarn und viele Hotelschiffe
mit lauter Musik! Hier findet von Fronleichnamsdonnerstag bis Sonntag ein Weinfest
statt, entsprechend weinselig, mit viel Betrieb und Musik in den Gassen und das Wetter
macht grossartig mit. Die Auswahl an Verpflegungsmöglichkeiten ist riesig, wir finden ein
angenehmes Plätzchen im «Stöffje» und essen gut und reichhaltig.
Die Schleusen auf der Saar und der Mosel sind andere Kaliber, als wir uns von
Frankreich her gewohnt sind. Es sind zahlenmässig viel weniger, dafür umso grösser,
zwischen 6 und 11 m Höhe, meist gibt es zwei Kammern, und in die kleine passt LEO
sowieso nicht hinein, also dürfen/müssen wir jeweils in die grosse Kammer, manchmal
gemeinsam mit einem Hotelschiff oder auch mit einem langen Lastkahn. Die gelben
Schwimmpoller sind sehr nützlich und leicht zu handhaben, leider gibt es die nicht in
allen Schleusen, meistens müssen wir 6-8 mal die Leinen umhängen.
Es war wieder eine abwechslungsreiche und interessante Fahrt mit dem LEO! Schönes
Saar- und Moseltal, geprägt durch die mäandrierenden Flussläufe mit den imposanten
Rebhängen, überall freundliche, hilfsbereite Menschen und angenehme Aufenthalte in
den leider nicht so zahlreichen, für LEO geeigneten Häfen.
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